Wir machen eine Pause

Achtsamkeit, Selbstführsorge, Balance: Wenn ich durch meine Profile in den sozialen Medien scrolle, begegnen mir diese Wörter immer wieder. Es hat sicher auch mit meiner Blase zu tun, aber auch außerhalb der Yoga-Selbstwirksamkeit-Gruppen werden kleine Pausen großgeschrieben. 

Pausen: Ein Blick in die Vergangenheit

Dabei ist die Möglichkeit eine Pause (von der Arbeit) zu haben nicht selbstverständlich. Vor der Industrialisierung, als eigentlich alle noch in der Landwirtschaft gearbeitet haben, wurden die Pausen, zumindest in unseren Breitengraden, von der Natur vorgegeben. In der Nacht gab es auf den Feldern zu wenig zu sehen und im Winter wuchs dort nur spärlich was. Pausen waren daher auch nicht nur positiv.

Durch das Aufkommen der Industrialisierung und der Elektrizität veränderte sich die Art und Weise, wie wir arbeiten konnten. Und weil es am Anfang nicht immer gute Regeln für neue Sachen gibt, mussten viele am Anfang der Industrialisierung sehr hart arbeiten. Arbeitstage von 12-16 Stunden oder eine 80 Tagewoche war da nichts Ungewöhnliches. Und Pausen waren nicht vorgesehen. Menschen können das nicht aushalten und dass dann ein gemeinsamer Widerstand aufkam, können wir wohl alle verstehen. Als langfristiges Resultat kennen wir nun Regelarbeitszeiten, Wochenenden, Feiertage und andere gesetzlich festgelegte Regeln, die Menschen hart erkämpft haben. (Wenn du hier mehr zu lesen möchtest, findest du einiges zur Kleine Geschichte der Pause auf www.verdi.de oder Wie die Pause unseren Alltag strukturiert auf www.neuenarrative.de).

Pausen im Hier und Jetzt 

Mit der fortschreitenden Digitalisierung kommen wir jedoch wieder an neue Grenzen, die erprobt und für die Regeln erarbeitet werden müssen. Während wir früher im Wartezimmer oder im Bus ein Buch lesen oder den Gedanken freien Lauf lassen konnten, können wir diese Zeit heute auch noch „effektiv nutzen“. Dann schreibt frau eben noch schnell die Mail im Zug an die Klient*innen, um sie über die anstehenden Betriebsferien zu informieren, oder erledigt noch schnell die To-Dos auf der langen privaten Mental-Load-Liste.

Sowohl beruflich als auch privat bieten uns die neuen Endgeräte und das zur Verfügung stehende Internet absolute Flexibilität. Wir können überall erreicht werden, Menschen anrufen oder Nachrichten schreiben. Auf der einen Seite ermöglicht es uns überall alles zu erledigen, auf der anderen Seite ist die fehlende Entgrenzung und Arbeitsverdichtung vorprogrammiert. Insbesondere beruflich gilt es da entsprechende Vereinbarungen zu treffen, so wie wir es in der Vergangenheit auch schon getan haben.

Aber privat sind wir als Gesellschaft und auch als Einzelne gefordert, auf uns und andere zu achten und so kommen wir zurück zur Achtsamkeit. In einer Welt, in der wir immer überall und mit allen vernetzt sein können, ständig denken und kommunizieren müssen, ist das Zurückkommen zu einem selbst und zu dem richtigen Hier und Jetzt unerlässlich.

Melanie Kuss schreibt in ihrem Beitrag auf Planet Wissen

„Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Das ist für die meisten Menschen kein Normalzustand. Viele hängen mit ihren Gedanken entweder in der Vergangenheit fest, beschäftigen sich mit Sorgen oder denken über die Zukunft nach.“ (www.planet-wissen.de)

Und jetzt fragst du dich: Was kann ich tun? Melanie Kuss führt in ihrem Beitrag einige Ideen auf, die du gut nutzen kannst, um das Hier und Jetzt zu erleben. Auch die Frauenberatungsstellen im Kreis haben auf ihren Webseiten einige Impulse zur Achtsamkeit und Selbstführsorge (weiter geht’s auf: www.frauenberatung-pinneberg.de und www.frauenberatung-elmshorn.de)

Ergänzend habe ich aber auch noch einige digitale, private Kommunikationsüberlegungen festgehalten:

für dichfür andere
• Aus Kommunikation entsteht weitere Kommunikation, lege daher bewusste Handy-Pausen ein.

• Kommuniziere transparent, wann du nicht erreichbar bzw. nur für Notfälle erreichbar bist. Das löst auch deine innere Erwartungshaltung.
• Überlegt in Beziehungen (familiär oder freundschaftlich), ob ihr einander wirklich um 23 Uhr schreiben solltet? Wie könnt ihr fürsorglich miteinander kommunizieren?

• Macht gemeinsam ab, dass nicht innerhalb kurzer Zeit auf Nachrichten geantwortet werden muss – und dass das auch nicht persönlich gemeint ist, sondern der Selbstfürsorge dient.

• Definiert, was Notfälle sind, sodass nicht ein Beutel Weihnachtskugeln zum „Notfall“ wird.

Und deswegen nun zum Schluss: Auch wir Lotsinnen legen eine Pause ein. Bis Mitte Januar werden hier keine neuen Inhalte mehr erscheinen. Also, ihr verpasst rein gar nix – zumindest hier –  wenn ihr auch eine kurze Pause braucht. Legt das Handy zur Seite und seid einfach bei euch und bei was immer ihr gerade braucht.

Ein Beitrag von Eline Joosten, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Uetersen.