Digitale Gewalt

Dieser Beitrag beleuchtet Formen der digitalen Gewalt, die Möglichkeiten der Prävention und was Du tun kannst, wenn Du betroffen bist. Wir haben all diese wichtigen Dinge bei einer Veranstaltung mit HateAid gelernt.

Was ist digitale Gewalt?

Digitale Gewalt, die sich gegen Frauen richtet, zielt vor allem auf das Äußere oder die Sexualität und reicht bis hin zu Vergewaltigungswünschen. Frauen sind stärker von der Verbreitung von Nacktfotos betroffen oder bekommen unerwünschte Dickpicks zugeschickt.

Für den Begriff der „digitalen Gewalt“ oder auch „Hate Speech“ gibt es keine rechtlich festgelegte Definition. Er wird als Sammelbegriff für Straftaten und andere herabwürdigende Inhalte verwendet, die nicht (nur) im analogen Bereich, sondern (auch) im digitalen Bereich stattfinden. Es wird ein Klima der Angst geschaffen, Frauen werden systematisch aus dem öffentlichen Diskurs im Netz gedrängt.

Wo findet digitale Gewalt statt?

Digitale Gewalt findet in sämtlichen digitalen Netzwerken statt wie z.B. WhatsApp, Telegramm, Signal, Twitch, Discord, facebook, Instagram, twitter, TikTok aber auch per E-Mail und SMS.

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Welche Auswirkungen hat digitale Gewalt?

Die Strategie der digitalen Gewalt ist der Hass. Ganz wenige hassen extrem viel: 5 % der User*innen sind für 50 % der Likes unter Hasskommentaren verantwortlich. Die Auswirkungen sind für Frauen gravierend. Sie werden systematisch aus dem öffentlichen Diskurs im Netz herausgehetzt. Dies ist das sogenannte Silencing („zum Schweigen bringen“), 54 % der Internetnutzer*innen trauen sich aus Angst vor Hass und Hetze nicht mehr, ihre politische Meinung im Netz zu sagen.

Was kann ich zur Prävention tun?

Zur Prävention digitaler Gewalt ist es wichtig herauszufinden, welche persönlichen Informationen im Internet zugänglich sind. Hierfür sich selbst googeln und unerwünschte Daten auf der jeweiligen Website löschen (lassen).

Google

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, eine Google-Löschung zu beantragen und hierdurch ungewollte Datenverknüpfungen zu entfernen. Das Antragsformular dafür findest Du hier.

Für die technische Sicherheit helfen diese Maßnahmen:

  • gute Passwörter
  • 2-Faktor-Authentifizierung
  • auf Phishing (gefälschte Webseiten, E-Mails oder Kurznachrichten) achten
  • immer Updates durchführen
  • die Privatsphäre-Einstellungen überprüfen und bei Bedarf anpassen

Erste Hilfe in Akutsituationen:

Zuallererst ist es wichtig, mit dem Hass nicht alleine zu bleiben. Hass im Netz ist eine Gewalterfahrung! Da Hater*innen ihre Opfer häufig als Projektionsfläche sehen, darf diese Gewalt nicht persönlich genommen werden. Sich abzulenken, eine Auszeit zu nehmen sowie sich mit der Situation und den Gefühlen zu befassen, kann helfen, mit den Vorfällen umzugehen.

Zur Beweissicherung sollten rechtssichere Screenshots der Inhalte angefertigt werden. Dies bedeutet, dass neben dem Kommentar auch Datum und Uhrzeit sowie der (User-)Name der*des Täter*in erfasst werden müssen. In jedem Fall muss der Kontext ersichtlich sein. Von Relevanz ist außerdem die URL zu den Inhalten und den Hauptposts, unter denen die Kommentare stehen sowie zu dem Profil der*des Verfasser*in.

Weiterhin haben Benutzer*innen die Möglichkeit, rechtswidrige Kommentare nach dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz zu melden, die Plattformen sind verpflichtet, rechtswidrige Inhalte zu löschen.

Da das Ziel die Bestrafung der Täter*innen und ggf. eine Identitätsermittlung ist, sollte eine Strafanzeige gestellt werden. Dies ist grundsätzlich bei jeder Polizeidienststelle möglich. Es kann auch wegen Persönlichkeitsverletzung zivilrechtlich gegen die Täter*innen vorgegangen werden.

Eine weitere Möglichkeit ist die Beantragung einer Melderegistersperre, da selbst Privatpersonen ohne besondere Begründung bei der Meldebehörde Einsicht verlangen können. Dies funktioniert bei der Meldebehörde Deines Wohnsitzes. Was dafür benötigt wird, hängt von der jeweiligen Meldebehörde ab.

Andere sind betroffen – Was kann ich tun?

Mischt euch ein – Hass im Netz ist nicht normal! Sind Personen im Umfeld von digitaler Gewalt betroffen, ist es wichtig, Solidarität mit diesen zu zeigen. Bagatellisierung ist genauso falsch wie Wegschauen, vielmehr brauchen die Betroffenen Unterstützung und Hilfe bei der Gegenrede. Außerdem kann bei der Meldung und Löschung von rechtswidrigen Inhalten geholfen werden.

Wer kann noch helfen?

Logo

HateAid ist eine gemeinnützige GmbH, die sich zum Ziel gesetzt hat, Meinungsvielfalt im Internet zu verteidigen, Demokratie und Diskurs zu stärken sowie digitale Gewalt zurückzudrängen. Mit ihren 48 aktiven Mitarbeiter*innen ist sie seit fast drei Jahren erste Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt im ganzen Bundesgebiet. Zu ihrem Angebot gehört die Betroffenenberatung, die Rechtsdurchsetzung sowie die Öffentlichkeitsarbeit.

Lovestorm bietet Trainings zur digitalen Zivilcourage an und möchte so interessierte Menschen darin befähigen, Hass und Cybermobbing im Netz effektiv entgegenzutreten.

ichbinhier

Der Verein https://www.ichbinhier.eu/ sensibilisieren für das Thema Hass im Netz und unterstützen dabei, sich gegen digitale Angriffe zu wappnen.

Die Organisation bff – Frauen gegen Gewalt e.V. stellt auf ihrer Website Informationen zu digitaler Gewalt zur Verfügung und nennt weitere Ansprechpartner, an die sich Betroffene wenden können, wie etwa das Hilfetelefon – Gewalt gegen Frauen oder das Hilfetelefon – Sexueller Missbrauch.

Und auch die Amadeu Antonio Stiftung hat dazu schon einiges erarbeitet https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/digitale-zivilgesellschaft/

Die Veranstaltung: „Shit Storms, Hate Speech, Anfeindungen im Netz – Handlungsmöglichkeiten und rechtlicher Rahmen“ wurde von den Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Pinneberg in Kooperation mit HateAid am 24.11.2021 online angeboten. Alle Ankündigungen solcher interessanten Veranstaltungen findest Du im Veranstaltungskalender.

Ein Beitrag von Magdalena Drexel, Gleichstellungbeauftragte der Stadt Wedel und Viviénne Koch, Anwärterin bei der Stadt Wedel.