Rellinger Frauenkleidermarkt: Nachhaltig und fair Einkaufen

Seit 2004 gibt es in Rellingen den Frauenkleidermarkt, der am Wochenende vom 22. bis 24. April in die 18. Runde geht. Es ist ein ganz besonderes Projekt, bei dem Frauen günstig Kleidung kaufen und dabei auch noch Textilarbeiter*innen finanziell unterstützen können.

„Es ist ein tolles Projekt. Eine win-win-win Situation für alle!“, so fasst Organisatorin Petra Musiol das Projekt des Rellinger Frauenkleidermarktes zusammen.  Doch wie funktioniert der Frauenkleidermarkt?

An diesem Freitag können Rellinger Frauen gut erhaltene Kleidung zwischen 15:00 und 18:00 Uhr in der Schmidt-Schaller-Halle des Rellinger Turnvereins abgeben und spenden. Am Samstag (12:00-17:00 Uhr) und Sonntag (10:00-13:00 Uhr) können alle Frauen gegen einen Eintritt von 1 Euro die gespendeten Kleidungsstücke dann für kleine Preise erwerben.

„Wir bekommen immer sehr viele Spenden und die Auswahl der Kleidung ist sehr vielfältig. Da ist für jede Frau, jeden Geschmack und jede Altersklasse etwas dabei!“ so Sonja Mohr, die schon seit 2009  beim Kleidermarkt aktiv ist. Auch Vintage Liebhaberinnen kommen hier auf ihre Kosten, denn es sind zum Teil wunderschöne und besondere Stücke dabei. Abgesehen davon ist das Tragen von gebrauchter Kleidung auch noch nachhaltig, da es Ressourcen schont.

Ihr habt Lust euren Kleiderschrank auszusortieren und zu spenden? Super! Bitte gebt nur einwandfreie und saubere Kleidung ab. Aus logistischen Gründen werden maximal zwei Tüten pro Haushalt und keine Schuhe angenommen. Die Spenden können am Freitag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Turnhalle des Rellinger Turnvereins, Jahnstraße 1, abgegeben werden.

Wir wissen, dass die globale Textilindustrie ein großes Problem für Mensch und Umwelt ist. Mehr als 90 Prozent unserer Kleidung stammt aus Asien, wo Umweltstandards nicht vorhanden sind oder eingehalten werden. (Quelle: Greenpeace) Die Chemikalien gelangen ungefiltert in den Wasserkreislauf und vergiften Umwelt und Menschen. Darüber hinaus hat die Produktion einen immensen Wasserverbrauch: für die Herstellung einer Jeans werden rund 8.000 Liter Wasser benötigt, das sind 53 Badewannen voll.  Schätzungen zufolge ist die Bekleidungsindustrie für jährlich ca. 4 Milliarden Tonne n CO2 verantwortlich, das sind 8 Prozent des weltweiten Ausstoßes und mehr als der Flug- und Schiffsverkehr zusammen! (Quelle: Burkhardt 2020)

Daher gilt das Motto: reduce, reuse, recycle. Gebrauchte Kleidung zu kaufen, kann einen Beitrag leisten, die Schäden für Mensch und Umwelt zu reduzieren.

Abgesehen von den Umweltbelastungen, fördert der westliche Konsumrausch die schlechten Arbeitsbedingungen der Textilarbeiterinnen, die nicht nur sehr prekär sind, sondern auch gesundheitsschädlich und lebensbedrohend. Das haben uns die Unglücke und Einstürze von Textilfabriken in den letzten Jahren leider gezeigt.

Annelie Zimmermann berichtet, wie sie auf die Idee des Frauenkleidermarktes kam: 

„Als ich das erste Mal von diesen Zuständen erfahren habe, war ich sehr schockiert. Ich überlegte: kann ich etwas dagegen tun? Wir Frauen haben als Konsumentinnen Macht. Wir müssen uns einmischen, verantwortungsvoller handeln – aber wie? Ich wandte mich an unsere Gleichstellungsbeauftragte und nach einigen intensiven Gesprächen war die Idee des Frauenkleidermarktes  geboren.“

 „Global denken- lokal handeln“ war das Motto zur Zeit der Entstehung des Kleidermarktes, das von den Begründerinnen und der damaligen Gleichstellungsbeauftragten Dorathea Beckmann in dem groß gedachten, frauensolidarischen Projekt seine Umsetzung fand.

Seit Beginn des Projekts im Jahr 2004 sind 115.000 Euro zusammengekommen und in die Projekte von FEMNET e.V. und Netz Bangladesch geflossen. FEMNET e.V., ein 2008 gegründeter Verein, setzt sich für „saubere Kleidung“ auf allen Ebenen ein. In Indien und Bangladesch arbeitet  der Verein mit Partnerorganisationen, die Beratung und Rechtshilfe anbieten, Aktionen gegen Gewalt und Protestaktionen  durchführen. Aber auch hier in Deutschland macht FEMNET große Bildungs-, Kampagnen- und Lobbyarbeit, zum Beispiel bei der Unterstützung der Einführung des Lieferkettengesetzes. Die Organisation Netz Bangladesch engagiert sich seit 30 Jahren für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen und Kindern in Bangladesch. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen setzt der Verein erfolgreich Projekte gegen Hunger und für mehr Bildung und Menschrechte um. Die Spenden, die durch den Verkauf der Kleidung eingenommen werden, kommen also direkt bei den Textilarbeiter*innen an.

18. Rellinger Frauenkleidermarkt: Spendenannahme Freitag 22.04. 15:00 bis 18:00 Uhr Verkauf Samstag 23.04. 12:00 bis 17:00 Uhr Verkauf Sonntag 24.04. 10:00 bis 13:00 Uhr Adresse: Schmidt-Schaller-Halle des RTV, Jahnstraße 1, Rellingen Kontakt: frauenkleidermarkt@rellingen.de

Weiter Informationen über „saubere Kleidung“ und die Lebensbedingungen in Bangladesch findest du auf der Seite der Clean-Clothes-Campaign, bei FEMNET e.V. und bei Netz Bangladesch.