Im Durchschnitt bekommen die meisten menstruierenden Menschen ihre erste Periode, auch die Menarche genannt, mit 12 Jahren. Die Zeit davor ist ziemlich aufregend. Die eine oder andere im Freundinnenkreis hat schon ihre Periode bekommen und sowieso: Der eigene Körper verändert sich sehr. Heute möchten wir mit Ivonne Lucke, von der Erziehungsberatung der AWO in Tornesch darüber sprechen, wie du deine Tochter bestmöglich darauf vorbereiten und sie darin begleiten kannst.
Liebe Frau Lucke, wann können Eltern mit ihren Kindern über die Menstruation sprechen?
Eltern sollten versuchen offen mit ihren Töchtern über das Thema Sexualität zu sprechen. Dazu gehört auch das Thema Menstruation. Da unsere Mädchen immer früher in die Pubertät kommen, sollte das Thema Sexualität und Menstruation schon mit Schulbeginn (also 6 oder 7 Jahren) besprochen werden. Das Thema Menstruation ist dann sicherlich eines, welches detailliert etwas später angesprochen werden kann.
Eine Möglichkeit, um das Thema Menstruation mit seinen Töchtern zu besprechen, ist es, dass man Tampons und Binden im Badezimmer liegen lässt. Das Kind wird dann mal neugierig fragen, was das ist. Damit hat man einen Einstieg gefunden, um mit der Tochter darüber zu sprechen. Weiter hilfreich sind selbstverständlich das Internet, Bücher und auch die Freundin, die vielleicht noch mal den einen oder anderen Tipp hat, wie man das Thema mit den Mädchen/Töchtern besprechen kann.
Dabei ist klar, dass die Mütter, wie auch die Töchter, beim Thema Menstruation womöglich eine gewisse Scham mitbringen. Um seine eigene Scham vielleicht zu überspielen, kann man sagen, dass es einem auch etwas unangenehm ist, darüber zu reden, es aber ein wichtiges Thema ist.
Um eine besseren Einstieg in das Thema Sexualität und später Menstruation zu bekommen, kann es hilfreich sein, sich schon auf sehr kindliche Art mit dem Thema, im Alter von 4 oder 5 Jahren, zu beschäftigen. Dazu gibt es altersgerecht Bücher. Dies könnte hilfreich sein, um die Hürden des Schams etwas zu reduziert. Damit haben Sie schon einmal einen Zugang zu Ihren Kindern gefunden und können dieses Thema mit 6 oder 7 Jahren besser besprechen.
Wie kann ich meine Tochter explizit auf die erste Periode vorbereiten?
Wenn wir mit unseren Töchtern über die Periode und den weiblichen Zyklus sprechen ist es wichtig, dass den Töchtern vermittelt wird, dass dies etwas Natürliches ist. Dabei ist es wichtig kindgerechte Erklärungen zu finden. Hier können Bilder, Illustrationen oder vielleicht auch kleine Videos aus dem Internet, welches z. B. mit Zeichentrickfiguren, den weiblichen Zyklus erklärt, hilfreich sein. Auch hier ist es wichtig, dass dies altersgerecht geschieht. So sollte man einem 5- oder 6- jährigen Kind es anders erklären, als vielleicht einem 10-jährigen Kind, was schon in der Pubertät ist.
Gerne nenne ich hier auch ein Beispiel, wie man einem kleinen Kind dies zählen kann: Ein Baby wächst in der Gebärmutter heran. Dieses Baby muss ernährt werden. Dieses Essen wird von der Mutter an der Wand der Gebärmutter gesammelt. Das Kind ist damit mit der Nabelschnur verbunden. Hier kann man den Bauchnabel des Kindes als Veranschaulichung mit heranziehen und erklären, dass sie hier mit der Nabelschnur verbunden war. Dann kann man dem Kind erklären, dass die Gebärmutterwand aufgebaut wird, damit das Kind dort ernährt werden kann. Da aber nicht jedes jeden Monat ein Baby dort heranwächst, wird das nach ca. 4 Wochen wieder weggemacht. Die Folge davon ist dann Blutflecken in der Unterhose.
Wir empfehlen Eltern ihren Töchtern (und Kindern, die menstruieren werden) ab ca. 11 Jahren einen kleinen Hygiene-Beutel mitzugeben. Darin kann z. B. eine Binde und eine Ersatzunterhose sein.
Wenn man mit den Töchtern über ihre Periode spricht, könnte man fragen: “Weißt du etwas über die Periode oder hast du Fragen dazu?“ Dies wäre eine Möglichkeit, um in das Gespräch zu kommen. Die Eltern sollten sich darüber informieren, welche ersten Anzeichen darauf hinweisen können, dass man die erste Periode bekommt. Dies ist zum Beispiel der so genannte Weißfluss, das erste Zeichen, dass Sexualhormone produziert werden. Dann kann man der Tochter Hygieneartikel mitgeben. Weiterhin sollte man mit der Tochter über die hormonellen Schwankungen im Zyklus sprechen – d.h. dass auch Begleiterscheinungen mit der Regelblutung, wie zum Beispiel Unterleibschmerzen vorkommen können. Auch hier sollte man versuchen nicht Angst zu erzeugen, sondern sagen, dass das normale Symptome sind, die man aber gut, mit Wärme behandeln kann.
Was ist, wenn der Scham der Kinder zu groß ist? Was können/sollten Eltern dann tun?
Wenn der Scham bei den Töchtern zu groß ist, dann kann man auf Flyer von Beratungsstellen zurückgreifen. Oder man gibt den Töchtern altersgerechte Bücher, die man ihnen hinlegt. Dies können die Mädchen sich dann selber anschauen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Hier können die Mädchen dann alleine hingehen. Eine weitere Idee wäre es, Geschwister, Cousinen oder vielleicht eine Freundin mit zu involvieren. Dann kann das Gespräch zu dritt geführt werden. Eine weitere Möglichkeit ist es, im Verwandtenkreis einmal zu fragen, ob jemand bereit wäre dieses Gespräch zu führen, und ob das Mädchen mit einer bestimmten Person vielleicht mehr Lust hätte dieses Gespräch zu führen.
Als letztes wäre noch die Möglichkeit dem Mädchen Videos zur Verfügung zu stellen. Diese findet man im Internet bzw. man kann natürlich auch kleine Videos selber drehen.
Liebe Frau Lucke, herzlichen Dank für das Interview!
Die Erziehungsberatungsstellen im Kreis Pinneberg helfen Kindern, Jugendlichen und Eltern bei Fragen rund um das Familienleben. In folgenden Städten gibt es Beratungsstellen. Der Link zu den jeweiligen Internetseiten ist direkt hinterlegt: Barmstedt | Elmshorn (AWO, Diakonie) | Pinneberg (AWO, Diakonie)| Tornesch | Schenefeld | Wedel
Nichts dabei? Weitere Anlaufstellen findest du auch im Hilfeportal des Kreises.
Ein Beitrag von Eline Joosten, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Uetersen.