Frauen bilden Banden: Der Rellinger Frauentreff stellt sich vor

Vor über 20 Jahren taten sich Frauen der Gemeinde Rellingen zusammen und gründeten ihr eigenes Frauennetzwerk. Seitdem treffen sie sich einmal monatlich zu einem bestimmten Thema, oft mit frauenpolitischem Bezug, manchmal auch einfach nur zum Genießen. Nina Timmermann hat drei der Frauen interviewt.

Wie ist der Frauentreff entstanden und warum wurde er gegründet?

Sonja: In vielen Gesprächen beim Smalltalk in der Bücherei, auf dem Wochenmarkt, im Ort etc. wurde der Wunsch nach einem Austausch unter Frauen sichtbar und es entwickelte sich die Idee. Frauen wollten einen eigenen, geschützten Raum für Austausch haben.

Annabell: Es gab in Rellingen keine Möglichkeit sich zu treffen für Frauen. Männer waren im Schützenverein und in der Feuerwehr zusammen aber für Frauen gab es nichts. Wir wollten uns im geschützten Raum treffen und unsere Themen selbst wählen.

Warum dürfen nur Frauen kommen?

Annabell: Wir wollen auch Frauenthemen besprechen, die zum Teil sehr privat sind. Die würden wir so nicht besprechen wenn Männer dabei wären. Frauen verhalten sich anders, wenn Männer anwesend sind.

Sonja: Weil wir unter uns sein möchten! Wir pflegen eine eigene Art des Umgangs miteinander. Wir möchten uns unbeschwert und ohne männliche Kommentare austauschen. Und hoffentlich ist in naher Zukunft keine Rechtfertigung dieses Wunsches mehr nötig.

Was bedeutet dir der Frauentreff? Wieso nimmst du teil?

Claudia: Ich war neu in Rellingen und wollte Kontakte suchen und  Informationen über das neue Umfeld bekommen. Ich will raus gehen und mich hier auch aktiv einbringen.

Annabell: Ich will mit den Frauen in Kontakt kommen, mich mit spannenden Themen beschäftigen und informieren. Manche Abende sind weniger gesellschaftspolitisch und tun einfach der Seele gut, wie zum Beispiel unsere Poesie- oder Tanzabende. Die Mischung finde ich gut!  

Sonja: Einmal im Monat kann ich mich an meinem Wohnort zwanglos mit Frauen austauschen, Kultur genießen, schöne Unternehmungen machen und netzwerken. Ich kann aktiv Ideen einbringen und einen Abend gestalten und begleiten.

Welche Highlights gab es in den Jahren?

Sonja: Es sind viele tolle Abende dabei gewesen, zum einen zu Kunst- und Kultur wie unsere Länder- oder Literaturabende, aber auch zu aktuellen Themen wie Wohnformen im Alter, Flüchtlingskrise oder Zeitmanagement. Ich erinnere mich an einen mit 60 Frauen super stark besuchten Vortrag zum Thema „Grenzen setzen in der Kindererziehung“, der nach dem Trend des anti-autoritären Erziehungsstils auf großes Gehör gestoßen ist.

Annabelle: Mir persönlich ist ein Abend im Gedächtnis geblieben an dem wir einen Reisebericht von einer Frau gehört haben, die den Lutherweg alleine gepilgert ist. Einen sehr spannenden Abend hatten wir auch nach der Wende zum Thema Frauen in der DDR. Da haben Frauen dann von ihren Erfahrungen aus der DDR erzählt.

Warum braucht es auch nach über 20 Jahren nach Gründung noch den Frauentreff?

Sonja: Es wird immer der Wunsch und der Bedarf sein, dass sich Frauen austauschen, da die Sicht der Frauen auf die Dinge eine andere ist. Wir möchten uns Raum nehmen und geben, um uns gegenseitig zu stärken.

Annabell: Frauen brauchen natürlich immer noch einen Treffpunkt in Rellingen und es ist einfach wichtig, dass wir dieses Netzwerk zum Informationsaustausch haben.

Claudia: Die Themen, über die sich Frauen austauschen können und müssen, reißen nicht ab. Klar hat sich in Sachen Gleichberechtigung schon einiges getan, zum Beispiel beim Thema Frauen in Führungspositionen, aber die Gleichstellung ist noch nicht erreicht. Es gibt immer noch Probleme wie schlechtere Bezahlung von Frauen, unzureichende Kinderbetreuung, Konflikte zwischen Mutterschaft und Erwerbsarbeit, sexuelle Belästigung und die Geringschätzung von Frauen im Allgemeinen. Der Frauentreff bietet bei den Themen Informationsaustausch, ein Netzwerk und auch Hilfe.

Wie ist der Ausblick für 2023?

Claudia: Ich freue mich sehr auf den Abend zum Thema Frauen in der  Kunstgeschichte. Auch den Workshop zum Thema Angst finde ich momentan sehr sinnvoll. Da ja Kommunalwahl ist, haben wir an einem Abend auch Kommunalpolitikerinnen eingeladen, die uns sicher spannende Einblicke in ihre Arbeit geben werden. Das Programm ist mal wieder eine tolle Kombination aus Aktivitäten und Input geworden.

Annabell: Ich bin gespannt auf den Workshop zum Thema Angstbewältigung, denn das betrifft uns gerade alle. Es sind immer noch so unsichere Zeiten!

Wo siehst du den Frauentreff in der Zukunft?

Sonja: Solange es Frauen gibt, die die Abende gestalten und Frauen, die die Abende besuchen, hat der Frauentreff eine Zukunft.

Annabell: Es wäre schön wenn in Zukunft auch jüngere Frauen kommen könnten und der Treff auch noch ein bisschen bekannter wird. Da Rellingen wächst, wird bestimmt auch der Frauentreff wachsen.

Claudia: Ich freue mich auf die Impulse von den ganz vielfältigen Frauen. Viele haben so interessante Berufe und sind Expertinnen in gewissen Themen! Leider fehlt vielen die Zeit am Frauentreff teilzunehmen, sie machen dann lieber Sport in ihrer raren Freizeit. Aber ich denke wir können gemeinsam einiges lernen und auch zusammen bewegen!

Der Rellinger Frauentreff trifft sich in der Regel jeden 2. Mittwoch im Monat im Rellinger Turnverein (Hohle Straße 14, 25462 Rellingen). Einlass ist ab 19:00 Uhr, Beginn der Veranstaltungen 19:30 Uhr. Spenden für den jeweiligen Abend sind erwünscht. Jede Frau ist jederzeit herzlich willkommen! Der Frauentreff trägt sich selbst. Im November wird von den Frauen das Programm für das kommende Jahr geplant. Hier findest du das Jahresprogramm für 2023. Solltest du Vorschläge oder Fragen zum Rellinger Frauentreff haben, kannst du die Gleichstellungsbeauftragte Nina Timmermann kontaktieren, die den Treff koordiniert. Wir freuen uns auf dich!