Acht feministische Bücher für den Herbst.

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen und der Kultursommer ist vorbei. Endlich können wir es uns auf dem Sofa mit guten Büchern so richtig gemütlich zu machen! Die Lotsinnen haben dir dafür acht ihrer liebsten feministischen Bücher herausgesucht.

Beginnen wir mit der Geschichte einer starken Frau hinter einem sehr berühmten Mann. In dem Roman “Frau Einstein” erzählte die Historikerin Marie Benedict von Mileva Marić. Sie war nicht nur die erste Frau von Albert Einstein, sondern selbst Physikerin und hat die Arbeit ihres Mannes nachhaltig beeinflusst. Da nicht alles über sie bekannt ist, wird Biografisches fiktiv weitererzählt. Ein Roman, der nochmal eine neue Perspektive auf die Beziehung der beiden WissenschaftlerInnen gibt. Gut lesbar, aber nicht immer leichte Kost!

„Frau Einstein“ von Marie Benedict (KiWi) gibt es für 12,00 Euro als Taschenbuch zu kaufen oder in der Stadtbücherei Uetersen sowie der Gemeindebücherei Rellingen zum Ausleihen.

Historischer Stoff findet sich auch in der Autobiografie der Autorin Annie Ernaux, die 1940 in Frankreich geboren wird. Angetrieben von der Frage, was Erinnerung bedeuten kann, begibt sie sich im Pensionsalter noch einmal auf die Reise durch ihr eigenes Leben und erzählt somit  auch 80 Jahre französische Zeitgeschichte. Ihr Leben reflektiert sie stets in dem größeren Zusammenhang: Politik, Konsumverhalten, Familie, Sexualität und die Rolle der Frau  sind die zentralen Motive in der melancholischen Erzählung.

„Die Jahre“ von Annie Ernaux (Suhrkamp) gibt es für 11,00 Euro als Taschenbuch zu kaufen.

Seine Lebensgeschichte erzählt uns ebenfalls Ocean Voung in „Auf Erden sind wir kurz grandios“- dabei ist der Lyriker beim Verfassen seines Debutromans gerade einmal 30 Jahre alt. Als Kleinkind flieht der gebürtige Vietnamese mit seiner Mutter und Großmutter in die USA. Zwischen der Gewalt, die er durch seine vom Krieg traumatisierte Mutter erfährt und der strukturellen Gewalt der US-amerikanischen Gesellschaft, wächst er als schwuler Migrant auf. Die tief poetische Sprache des Buches schafft einen Kontrast zu den erzählten Grausamkeiten.

„Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Voung (Hanser) ist für 11,00 Euro als Taschenbuch erhältlich und kann in der Gemeindebücherei Rellingen ausgeliehen werden.

Hoffnungen auf ein sicheres und gutes Leben  treibt auch die Protagonistin in Chimamanda Ngozi Adichies Roman „Americanah“ an. Die nigerianische Studentin Ifemelu erhält über ein Stipendium die Chance, für ein paar Jahre in den USA zu studieren. Hier erlebt sie, dass ihre Hautfarbe eine politische und soziale Bedeutung hat und setzt sich mit ihrem Schwarzsein auseinander. Identitätspolitische Fragen verbinden sich letztendlich auch immer mit einer Reflexion darüber, wo die vergangene aber auch zukünftige Heimat liegen kann.

„Americanah“ von Chimamanda Ngozi Adichie ist bei Fischer erschienen und für 14,00 Euro als Taschenbuch erhältlich.

Essayistisch ist das erste Buch von der Hamburger Autorin Kübra Gümüşay. In „Sprache und Sein“  reflektiert die Wissenschaftlerin über die Bedeutung und Benutzung von Sprache. Welchen Einfluss hat sie auf unsere Wahrnehmung und unseren gesellschaftliche Struktur? Gümüşay treibt dabei auch die Frage an, wie wir eine Sprache schaffen können, die Menschen nicht in Kategorien einteilt, sondern unserer Vielfältigkeit gerecht werden kann. Da das Buch so viele kluge Gedanken enthält, lohnt sich die wiederholte Lektüre.

„Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay (Hanser Berlin) ist für 14,00 Euro als E-Book oder für 18,00 Euro als Hardcover erhältlich.

Mit einem ebenso machtvollen Thema setzt sich die Hamburger Autorin und Instagrammerin Melodie Michelberger in ihrem ersten Buch „Body Politics“ auseinander. Anhand ihrer eigenen Körperbiografie reflektiert sie kritisch den Schlankheits- und Schönheitswahn, den Frauenkörpern unterliegen. Doch sie zeigt auch ihren Weg aus den Schönheitszwängen auf und bestärkt uns auf dem Weg zu einem positiveren Körpergefühl!

„Body Politics“ von Melodie Michelberger (Rowohlt) ist für 14,99 Euro (E-Book) oder 18,00 Euro (Taschenbuch) erhältlich. Achtung: Wenn du Melodie Michelberger live erleben willst, komm am Mittwoch den 20. Oktober 2021 zur Lesung ins Pinneberger Rathaus!

Etwas bunter wird es bei dir auf dem Sofa, wenn du dich für den Sach-Comic „Der Ursprung der Welt“ der schwedischen Politikwissenschaftlerin und Comiczeichnerin Liv Strömquist entscheidest. Strömquist setzt sich kritisch mit der Kulturgeschichte der Vulva auseinander und zeigt die damit verbundenen Mythen und Tabuisierungen auf. Dabei tut sie das aber so humorvoll, dass lautes Lachen garantiert ist. Zu Recht steht das Buch mittlerweile in fast jedem feministischen Bücherregal!

„Der Ursprung der Welt“ von Liv Strömquist (Avant Verlag) ist für 19,95 Euro als Taschenbuch erhältlich.

Zum Abschluss empfehlen wir dir noch etwas Biografisches mit Hamburg-Bezug. „Mist, die versteht mich ja“ erzählt die bewegende und beeindruckende Lebensgeschichte von Florence Brokowski-Shekete, die in Hamburg geboren wurde und bei einer Pflegemutter in Buxtehude aufgewachsen ist. Als Tochter von nigerianischen Eltern war ihr Weg immer etwas anders. Wenn du dich mit Rassismus und unterschiedlichen Lebensbiographien auseinandersetzt, ist es auch interessant ein Blick in dieses Buch zu werfen. Gut lesbar, aber nicht nur leichte Kost!

„Mist, die versteht mich ja“ von Florence Brokowski-Shekete ist für 15,00 Euro als E-Book oder für 22,00 Euro als Taschenbuch erhältlich.

Ein Beitrag von Nina Timmermann, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Rellingen.