„Ich denke, dass es sich allein deshalb gelohnt hat, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren.“

„Ich möchte etwas bewegen und mich lokal engagieren“ – das hören wir Lotsinnen* häufiger. Eine Option ist es in die Kommunalpolitik einzusteigen. Für viele ist der Einstieg in die kommunale Politik schwierig. In dieser Reihe sprechen wir mit lokalen Politikerinnen darüber, wie sie ihren Weg in die Kommunalpolitik gefunden haben. Alle zwei Wochen werden neue Persönlichkeiten und neue Perspektiven vorgestellt.

Wir beginnen mit den Pressefrauen des kommunalpolitischen Frauennetzwerks Pinneberg und starten mit Frau Heike Beukelmann von der CDU.

Liebe Frau Beukelmann, Sie sind eine der Pressefrauen im kommunalpolitischen Frauennetzwerk, wie sind Sie in die Kommunalpolitik gekommen?

Schon sehr früh habe ich mich für Politik und kommunale Themen interessiert. Darum habe ich auch in Wedel den Ortsverband des Kinderschutzbundes mit gegründet. Dieses ehrenamtliche Engagement  war auch Motivation, als bürgerliches Mitglied in der CDU-Fraktion tätig zu werden. Da ich unzufrieden war mit der Situation der Kinder, die in Obhut genommen werden mussten, engagierte ich mich ab 1999 zusätzlich in der Kreistagsfraktion. Mein damaliger Pflegesohn, der inzwischen adoptiert ist, hatte nicht nur als Säugling in seiner Herkunftsfamilie Schlimmes erfahren, sondern auch in der Bereitschaftspflege, die zu dem Zeitpunkt nicht so gut aufgestellt war, wie sie es heute ist.

Haben Sie Hürden  erfahren? Wie haben Sie diese überwunden?

Im Gegenteil, in der CDU-Kreistagsfraktion habe ich immer Unterstützung aus der Fraktion heraus erfahren und so wurde ich auch schnell fachpolitische Sprecherin für Jugendhilfe. 2008 brauchte die CDU eine neue Fraktionsspitze und obwohl zahlreiche geeignete Kandidaten zur Verfügung standen, hat man mir als Frau das Vertrauen ausgesprochen und mich zur Fraktionsvorsitzenden gewählt. Das hat es meines Wissens vorher und auch bis vor kurzem in keiner anderen Fraktion gegeben. Wenn es überall so laufen würde, wäre unser Engagement für Gleichstellung bald obsolet.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Gerade auf dem Gebiet der Jugend- und Sozialhilfe habe ich einiges erreichen können. So ist das Präventionskonzept des Kreises Pinneberg mit seinen umfangreichen Maßnahmen wie Hand in Hand, Schulsozialarbeit oder Sucht- und Gewaltprävention von mir in Kooperation mit SPD, Grünen, und FDP auf den Weg gebracht worden.

Darüber hinaus habe ich die Inobhutnahmen neu aufgestellt. Es existiert jetzt mit dem Kinderschutzhaus in Elmshorn, einer verbesserten Aus- und Weiterbildung der Bereitschaftspflege und einer 24 Stunden-Rufbereitschaft ein gesichertes System für Kinder in Notlagen.

Ich denke, dass es sich allein deshalb gelohnt hat, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren.

Warum lohnt es sich, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren?

Die Bandbreite der Themen in meiner Eigenschaft als Fraktionsvorsitzende ist jetzt natürlich größer geworden. So bin ich froh darüber, dass wir vor zwei Jahren die Kreisumlage haben senken können und wir planen, sie noch weiter zu reduzieren, um unseren Städten und Gemeinden des Kreises gerade in dieser schwierigen Zeit der Pandemie mehr finanziellen Raum zu geben, um für die Menschen da zu sein, um Schulen, Kitas und Vereine zu unterstützen. Und das kann man nun mal in der Regel besser vor Ort, weil man hier näher am Geschehen ist. Damit haben wir bewirkt, den Städten und Gemeinden im Kreis genug Spielraum zu lassen, um ihre Kommunen selber gestalten zu können.
Wir können stolz sein auf eine Kulturförderung, die einzigartig ist in Schleswig-Holstein. Wir haben die Aufstockung der Sportförderung beantragt, ein vernünftiges Radwegekonzept auf den Weg gebracht, in Pinneberg eine neue Berufsschule gebaut, die berufliche Schule in Elmshorn und die Förderschulen im Kreis ausgebaut. Die Kreis-Feuerwehrzentrale sowie die Rettungsleitstelle mussten ebenfalls finanziell gestemmt werden, und das nötige Geld für vieles, was wünschenswert ist, musste erst erwirtschaftet werden. Entscheidungen in der Wirtschaftspolitik sind nie einfach, und wir stehen vor großen Herausforderungen bei dem zur Zeit stattfindenden Strukturwandel. Wie immer bedeutet ein solcher Veränderungsprozess aber auch Chancen.

Wer dazu etwas beitragen möchte, ist herzlich willkommen in der Politik. Wer sich hier einbringt und engagiert, ist tausendfach wertvoller für das Gemeinwesen, als solche, die nur nörgeln und kritisieren. Deshalb werde ich mit meiner heutigen Erfahrung sehr gern jungen Menschen die Unterstützung bieten, die einst mir gewährt wurde.

Frau Beukelmann, vielen Dank für das Interview!

In dieser Reihe geht es in zwei Wochen weiter mit Viktoria Kuzca, von der SPD. Bleibt dran!

Im kommunalpolitischen Frauennetzwerk des Kreises Pinneberg tauschen sich Politikerinnen unterschiedlichster Parteien und Gleichstellungsbeauftragte miteinander aus.
An die Öffentlichkeit ging das Netzwerk z. B. mit einem Papier zur Erhöhung des Frauenanteils in den Parteien, einer Kampagne zur Europawahl und einer gemeinsamen Veranstaltung zu „100 Jahre Frauenwahlrecht“.
Interesse? Politikerinnen* und solche die es werden wollen, können sich bei den Pressefrauen oder bei der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Pinneberg (t.frahm(at)kreis-pinneberg.de) melden. 

Ein Beitrag von Tinka Frahm, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Pinneberg.