Der Slogan „Die Erste, aber nicht die Letzte“ ging im Herbst 2020 um die Welt. Angela Merkel, Kamala Harris und immer mehr Frauen bekleiden Ämter, die zuvor noch nie von einer Frau ausgeführt worden sind. Auch Andrea Hansen wurde am 21. September 2008 zur ersten Bürgermeisterin in Uetersen gewählt. Seit dem 1. April 2009 ist sie amtierende Bürgermeisterin. Dieses Jahr wird sie das Amt übergeben. Gemeinsam mit ihr wollen wir zurückblicken und nach vorne schauen. Aber erst mal zum Anfang:
Liebe Frau Bürgermeisterin Hansen, was hat Sie damals dazu bewogen, als Bürgermeisterin zu kandidieren?
Ehrgeiz war wohl auch dabei. Ich wollte mich beruflich weiter entwickeln und mehr Möglichkeiten bekommen, meine Fähigkeiten einzusetzen. Viele Kolleginnen und Kollegen kannte ich ja aus meiner vorherigen Position als Gleichstellungsbeauftragte – und ich wusste auch, was im Argen liegt und noch verbessert werden kann. Der Teamgedanke im Rathaus und das gute Miteinander in der Stadt sollten größer werden. Dafür habe ich hart gearbeitet.
Sollte eine Interessierte Bürgermeisterin werden wollen: Wie funktioniert das? Und was würden Sie ihr raten?
Erstmal Zeit nehmen, um einen Plan zu entwickeln. Vorher sehr genau hingucken, wohin man sich begeben will. Hinhören, was die Bürgerinnen und Bürger einem sagen. Es gibt in jedem Ort gewachsene Strukturen, Kulturen und Problemfelder, die frau nicht ignorieren sollte. Man trifft nicht nur auf Freunde, sondern auch auf Gegner, manche führen sich sogar auf wie Feinde. Ohne ein Team von Unterstützerinnen und Unterstützern wird der Erfolg ausbleiben. Der Austausch mit anderen Bürgermeisterinnen war immer wichtig. Als One-Woman-Show funktioniert das nicht.
Wie ist es, das Amt als Bürgermeisterin demnächst abzugeben?
Das ist ein Wechselbad der Gefühle. Sicherlich werde ich es am Anfang auch genießen, wieder mehr Zeit für mich und meine Familie zu haben. Aber die täglichen Bürgerkontakte und die Arbeit in einem sehr guten und solidarischen Team werden mir bestimmt bald fehlen. Und natürlich sehe ich auch, dass an vielen Orten Deutschlands jetzt wieder die Männer nach vorne drängen. Da geht es ja auch um Macht und ein ordentliches Gehalt.
Was haben Sie vor und was wünschen Sie sich?
Ich werde mir Zeit nehmen, meine nächsten Schritte zu bedenken. Um Gesundheit und Fitness will ich mich mehr kümmern, nicht nur in Coronazeiten. In meiner Familie tut sich auch immer wieder viel, da werde ich gebraucht. Auch die Arbeit im Sozialverband Deutschland ist wichtig und macht mir Freude. Vielleicht werde ich auch immer wieder mal ehrenamtlich Frauen beraten, die Karriere machen wollen. Ich habe in meiner Amtszeit bei Besuchen von Schulklassen viele Mädchen erlebt, die aktiv, fähig und motiviert waren und sich auch sehr für das Amt einer Bürgermeisterin interessiert haben. Das lässt doch hoffen.
Ein Beitrag von Eline Joosten, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Uetersen.