Warum gibt es eigentlich keine Ampelfrauen?

Die meisten von uns haben noch nie über diese Frage nachgedacht, Ampelmännchen sind einfach eine Selbstverständlichkeit in unserem Alltag. Der offizielle Name des Ampelmännchens lautet „Sinnbild Fußgänger“ und sein Aussehen ist in der Straßenverkehrsordnung festgelegt. Als einzige Abweichung ist das Ost-Ampelmännchen erlaubt, das in einigen Ampeln eingesetzt wird. So weit, so vertraut.

Eine ähnliche Selbstverständlichkeit ist mittlerweile ziemlich ins Wanken geraten: die Annahme, dass in rein männlicher Sprache Frauen mitgemeint sind und sich auch angesprochen fühlen. Schüler, Bürger, Experten. Egal wie sehr wir uns bemühen, Frauen mit zu meinen, es funktioniert einfach nicht so gut mit männlichen Begriffen. Diese rufen eher männliche Bilder hervor, oder an wen denkst Du beim Begriff „Arzt“?

Die Forderung lautet deswegen, Frauen und alle Geschlechter in der Sprache sichtbar zu machen. Ähnlich verhält es sich mit der Frage nach den Ampeln für Fußgänger*innen. Wir sind der Meinung, auch hier sollte nicht die männliche Form für alle stehen, sondern alle Geschlechter sollen sichtbar werden.

Wer einmal anfängt, sich mit diesen Fragen zu befassen und sich im öffentlichen Raum ein bisschen umschaut, wird immer neue Entdeckungen machen – und um es vorweg zu nehmen, die meisten davon sind männlich:

  • Ampeln: männliche Symbole
  • Straßennamen: überwiegend nach Männern benannt
  • Denkmäler: vor allem Männer

    die Liste lässt sich problemlos erweitern:
  • die Nachrichten: voll mit Männern
  • in der Sportberichterstattung: überproportional viele Männer
  • und in der Politik: Männer in der Mehrheit

It´s a mans world und wir sind der Meinung, das entspricht nicht mehr dem Zeitgeist und muss sich daher, wie viele andere Dinge in dieser Welt, anpassen. Wir haben deshalb schon mal damit angefangen, die Straßenverkehrsordnung neu zu denken.

Konkret bedeutet das, dass wir Gleichstellungsbeauftragten aus dem Kreis Pinneberg bei der letzten Bundeskonferenz der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen, die Mitte Mai 2023 in Leipzig stattgefunden hat, einen Antrag dazu eingebracht haben. Wir fordern eine Überarbeitung der Symbole in der Straßenverkehrsordnung. Es sollen gendersensible Symbole gefunden werden, die alle Geschlechter abbilden.

Unser Antrag wurde angenommen und nun muss sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr damit auseinandersetzen. Das bedeutet jetzt nicht, dass wir morgen schon über Ampeln gehen werden, auf denen uns Fußgängerinnen grünes Licht geben. Es wäre aber ein schöner Gedanke und jede Veränderung hat irgendwo ihren Anfang.

Ein Beitrag von Magdalena Drexel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wedel.