Die Historikerin Annette Schlapkohl leitet mehrere Frauengeschichtswerkstätte im Kreis, so z. B. auch in der Stadt Uetersen. Anlässlich des Internationalen Frauentages wollen wir gemeinsam mit ihr über eine spannende Frau sprechen: Charlotte Hahn.
Liebe Frau Schlapkohl, der Internationale Frauentag steht vor der Tür. Am 8. März denken wir heute gern zurück an das was war und feiern das Erreichte. Wie passt ein Beitrag zu Charlotte Hahn Ihrer Meinung nach dazu?
Die Forderung nach dem freien, geheimen und gleichen Frauenwahlrecht stand hinter der Idee eines Internationalen Frauentages bei dessen Begründung 1911. 1919 nach Ende des Ersten Weltkrieges war das aktive und passive Frauenwahlrecht im Deutschen Reich erreicht worden. Aber dies bedeutete noch nicht, dass Frauen aktiv als Kandidatinnen auftraten. Charlotte Hahn ist hier mit ihrem Engagement für ihre angestrebte Teilhabe an der Uetersener Ratsversammlung eine absolut bemerkenswerte lokale Vorreiterin.
Annette Schlapkohl arbeitet über die Frauengeschichtswerkstätten hinaus zu verschiedenen lokalgeschichtlichen Themen im Kreis Pinneberg. Sie ist Stadtarchivarin der Stadt Tornesch und Leiterin der Redaktion des Heimatkundlichen Jahrbuchs des Kreises Pinneberg, das jährlich herausgegeben wird.
Ihr letzter Beitrag im Heimatkundlichen Jahrbuch des Kreises Pinneberg 2021 handelt genau von dieser Frau. Wie sind Sie auf das Leben und die Geschichte von Frau Hahn gestoßen?
Aufmerksam geworden bin ich bei der Auswertung des Uetersener Tageblattes im Archiv des Heydorn-Verlages zu der Zeit der Weimarer Republik für eine Zeitungsserie. Ich habe sämtliche Ausgaben des Tageblattes zu dieser Zeit zu ganz unterschiedlichen Themen ausgewertet. Da bin ich auch auf die Wahlkampfberichterstattung über Frau Hahn und ihre Wahlanzeigen gestoßen, die sie im Tageblatt geschaltet hatte. Ein überaus bemerkenswerter Vorgang.
Was finden Sie besonders beachtenswert an der Geschichte von Frau Hahn?
Frau Hahn hat sich nicht damit abgefunden, dass sie auf einen hinteren Listenplatz gesetzt wurde, u. a. mit dem Hinweis, dass Frauen noch keine politische Erfahrung hätten. Sie hat die Strategie genutzt über eine eigene Liste Aussicht auf ein Mandat zu bekommen. Und sie hat ganz gezielt Wahlkampf betrieben mit großen Anzeigen im Uetersener Tageblatt. Das konnte sie, weil sie als Kauffrau die Finanzierung übernehmen konnte.
Wenn du mehr zu Charlotte Hahn lesen möchtest, empfehlen wir dir den bereits genannten Artikel. Darüber hinaus veröffentlicht Annette Schlapkohl zusammen mit der Frauengeschichtswerkstatt Uetersen Stadtkarten mit zwei frauengeschichtlichen Stadtrundgängen. Enthalten ist dort auch ein kurzes Portrait zu Charlotte Hahn. In der Stadtbücherei Uetersen kann zudem die Broschüre „Porträts Uetersener Frauen“ entliehen werden und das Heimatkundliche Jahrbuch.
Ein Beitrag von Eline Joosten, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Uetersen