„…doch gebt die Rosen auch!“

Warum der internationale Frauentag für mich ein Fest für die Demokratie ist.

Der Internationale Frauentag, auch Weltfrauentag genannt, wird seit 1911 jährlich gefeiert. Die Geschichte des Frauentags begann bereits 1908 in den USA; er verbreitete sich in den Folgejahren in Europa und wurde 1975 weltweit von der UNO als Internationaler Frauentag institutionalisiert.

Der erste Frauentag wurde am 19. Dezember 1908 von der Frauenorganisation der Sozialistischen Partei Amerikas (Socialist Party of America, SPA) ins Leben gerufen. Dieser Tag sollte zum einen an einen Streik von Textilarbeiterinnen in New York im Jahr 1908 erinnern, die gegen die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie protestiert hatten, und er sollte dazu dienen, eine Demonstration für das Frauenwahlrecht zu veranstalten.
Der erste Frauentag der Geschichte fand daraufhin am 28.Februar 1909 statt, seine Themen Frauenwahlrecht und gleiche Löhne für gleiche Arbeit wurden von vielen Frauenbewegungen auf der Welt übernommen.
Die Frauenkonferenz der Sozialistischen Internationale übernahm 1910 die Idee eines Frauentages auch für andere Länder. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin brachte den Vorschlag ein, mit einem Frauentag den Kampf für das Frauenwahlrecht und Frauenrechte allgemein zu unterstreichen.  Mit der Forderung „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte für Frauen“ hatte sie auf dem Kongress für Zustimmung geworben und diese auch erhalten.

Am 19. März 1911 folgten etwa eine Millionen Menschen in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz dem ersten Aufruf von Gewerkschaften, Sozialdemokraten und Sozialisten zu einem „Ehrentag“ für Frauen. Der erste Frauentag forderte die gleichen Rechte im Arbeitsleben wie die der Männer, das Wahlrecht für Frauen und mehr politische Teilhabe, denn außer in Finnland durften zu diesem Zeitpunkt in keinem europäischen Land Frauen wählen oder gewählt werden. In Deutschland wurde Frauen dieses Recht erst 1918 zugestanden.

1913 und 1914 wandelte sich der Internationale Frauentag zum Protesttag gegen Krieg. Auch Frauen in Russland beteiligten sich und riefen den letzten Sonntag im Februar zum jährlichen Frauentag aus. Der Streik von Frauen eines Rüstungsbetriebs gilt als Auftakt der russischen „Februarrevolution“. Im Gedenken an die streikenden Frauen von 1917 wurde der Frauentag auf den 08. März verlegt, denn der Streik fand nach dem gregorianischen Kalender am 8. März 1917 statt.

Die Nationalsozialisten verboten den Frauentag bereits 1933 wegen seiner sozialistischen Tradition. Stattdessen forcierten sie den Muttertag, der die Rolle der Frau im Nationalsozialismus „Mutter sein“ unterstrich. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Frauentag in der BRD in Vergessenheit.  In der DDR kam ihm dagegen eine erhebliche Bedeutung zu. Hier galt die gleichberechtigte und vollzeitbeschäftigte Frau und Mutter als gesellschaftliches und politisches Leitbild. Anders als in anderen sozialistischen Staaten wurde der 8. März in der DDR jedoch nicht zu einem gesetzlichen Feiertag.

In Westdeutschland gewann der 8. März erst wieder durch die Frauenbewegung der späten 1960er und 1970er Jahre an Bedeutung. Den Teilnehmer*innen an Demonstrationen ging es darum, dass Frauen gleichberechtigt in der Gesellschaft mitentscheiden können, dass sie ohne Bedrohung durch Gewalt und Diskriminierung leben und ohne Zustimmung des Ehegatten eine Erwerbsarbeit aufnehmen dürfen. Ebenso im Fokus stand aber auch das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper, um beispielsweise legal abtreiben zu dürfen.

1975 erklärte die UNO den 08.03. im Rahmen des „Internationalen Frauenjahrs“ zum „International Women’s Day“ (IWD). Zwei Jahre später, im Dezember 1977, rief ihn die UNO-Generalversammlung offiziell als „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ aus und forderte, dass er künftig jährlich in jedem Mitgliedsland begangen werden soll. In 26 Staaten wurde der 8. März sogar zum gesetzlichen Feiertag – darunter viele ehemals sozialistische Staaten, wie der Ukraine, Georgien und die Republik Moldau, aber auch Nepal, Burkina Faso oder Sambia.

Zuletzt sorgten das Berliner Abgeordnetenhaus sowie das Land Mecklenburg-Vorpommern für Aufregung, die den 8. März zum jährlichen arbeitsfreien Feiertag erklärten.

Nach der bewegten Geschichte des Frauentages ist er heute für mich ein Tag, an dem ich an die vielen Frauen denke, die für die Rechte gekämpft haben, die ich bereits selbstverständlich genießen kann, beispielsweise das Wahlrecht oder die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Grundgesetz.  Für mich ist der 08.03. aber auch ein Tag, an dem ich daran erinnert werde an welchen Punkten wir noch keine Gleichberechtigung erlangt haben, und wie viele Dinge wir uns noch erstreiten müssen.

Kurz, der Internationale Frauentag ist für mich ein Tag, an dem die historischen Errungenschaften gefeiert werden und Luft geschnappt wird für das, was noch kommt.  Es ist ein Tag, an dem ich unsere Demokratie und die Rechte und Möglichkeiten, die wir durch sie bekommen haben, feiere.

… und warum immer diese Rosen???
Der Ausruf „Brot und Rosen“ stammt aus der Rede einer Gewerkschaftlerin in den USA aus dem Jahr 1911. „The woman worker needs bread, but she needs roses too“   Die Frauen brauchen nicht nur gerechte Löhne (Brot) sondern eben auch menschwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen (Rosen). Der Ausruf inspirierte zu einem Gedicht, das Gedicht wurde vertont und ist heute so etwas wie die Hymne des Frauentages.

„Wenn wir zusammengehen, kämpfen wir auch für den Mann
weil ohne Mutter kein Mensch auf die Erde kommen kann
und wenn ein Leben mehr ist, als nur Arbeit, Schweiß und Bauch dann wollen wir mehr

gebt uns das Brot doch gebt die Rosen auch.“
(Textauszug aus „Brot und Rosen“)

Das Verteilen von Rosen ist also mittlerweile oft nicht mehr als eine nette Geste, hat aber seinen Ursprung im Ausruf:  „The woman worker needs bread, but she needs roses too“ . 

Ein Beitrag von Tinka Frahm, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Pinneberg