Kennst du das? Dir begegnet mal wieder einer dieser blöden, sexistischen Sprüche und du bist so überrumpelt, dass dir nichts einfällt. Du gehst weiter und ärgerst dich nicht nur über den Spruch sondern auch darüber, dass du nichts gesagt hast.
Im Austausch während des Workshops „Argumentationshilfen bei Frauenfeindlichkeit“ am 5.3.25 mit Jana Haskamp fiel uns Teilnehmerinnen schnell auf: Dieses Gefühl kennen wir alle. Daher haben wir am Ende beschlossen ein paar Situationen und Reaktionsvorschläge für euch festzuhalten.
Denn ähnlich wie bei der körperlichen Selbstverteidigung – auch verbale Schlagfertigkeit kann gelernt werden.
Wir haben hier pro Situation verschiedene Reaktionsmöglichkeiten festgehalten. Denn zu jeder Situation und jeder Person passt was Anderes. Probiere einfach, was dir selbst am besten liegt und ergänze.
„Lächel doch mal. Das steht dir viel besser. “
- Kurz und bündig: „Warum sollte ich?“
- Witzig/schlagfertig: „Fragst du das auch einen Mann?“
- Inhaltlich: „Weißt du, wie häufig Frauen gefragt werden zu lächeln, oder auf ihr Äußeres angesprochen werden. Das ist echt nervig, besonders, wenn man keine Lust darauf hat.“
- Non-verbal: Ein übertriebenes Lächeln auf Papier aufmalen und es vors Gesicht halten.
„Du bist aber sensibel.“
- Kurz und bündig: „Das finde ich in dieser Situation vollkommen angemessen.“
- Witzig/schlagfertig: „Sensibilität ist einer der Kernkompetenzen des Jobs. Das solltest du doch wissen.“
- Inhaltlich: „Das neue Buch von Susanne Mierau handelt von der Emotionalen Last, die Frauen in Beziehungen tragen müssen. Denn Frauen werden häufig für das Gelingen von Beziehungen verantwortlich gemacht und dürfen nur positive Emotionen zeigen. Vielleicht ist das eine interessante Lektüre für dich.“
- Non-verbal: Augen rollen.
„Hast du abgenommen?“
- Kurz und bündig: „Ich weiß nicht, was dich das angeht.“
- Witzig/schlagfertig: „Meine Waage hat mir angezeigt: Kollegen/Nachbarn… sollten sowas nicht fragen“
- Inhaltlich: „Wusstest du, dass Frauen deutlich häufiger an Essstörungen leiden als Männer? Und wusstest du, dass es schon unter Jugendlichen einen deutlichen Gender-Diäten-Gap gibt? – Vielleicht sollten wir Körper einfach weniger kommentieren.“
- Non-verbal: Forme dein Gesicht zu etwas lustigem
„Du willst als Mutter Vollzeit arbeiten?“
- Kurz und bündig: „Klar“
- Witzig: „Fragst du das auch einen Mann?“
- Inhaltlich:
- In einem Bewerbungsgespräch als Beisitzerin „ Das wollten wir nicht nachfragen, weil wir diese Frage auch keinen Männern stellen. Zudem ist die Frage nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzt nicht zulässig“
- In einem Bewerbungsgespräch als Bewerberin: „ Ja klar und stellen Sie diese Frage auch den männlichen Bewerbern?“ oder „Diese Frage ist unzulässig, das wissen sie doch!“
- Non-verbal: Tief Luft holen und laut ausatmen.
„Hast du deine Tage?“
- Kurz und bündig: „Wieso fragst du das?“
- Witzig/schlagfertig: „Ne hast du deine Tage?“
- Inhaltlich: „Das ist wirklich sehr übergriffig. Was ist dein eigentliches Thema?“
- Non-verbal: Stehen lassen und weg gehen.
Manchmal willst du auch für andere einstehen. Daher haben wir auch hierzu noch was für dich.
„Ach, die bekommt doch eh bald ein Kind und ist weg!“
- Kurz und bündig: „Wir schauen doch auf die Fachlichkeit und Qualifikation.“
- Witzig/schlagfertig: „Oh, Sie haben Ultraschallaugen, krass. Oder sind Sie Gynäkologe im Zweitjob?“
- Inhaltlich: „Wissen Sie, das ist sehr übergriffig, weil wir Frauen ständig mit diesem Vorurteil zu kämpfen haben. In dieser Situation sollte es um Fachlichkeit und Qualifikation gehen und nicht um die Reduzierung aufgrund von Geschlecht.“
- Non-verbal: weg gehen
Manchmal hilft es auch erstmal „Stop“ zu sagen. Denn in der Zeit, dass du Stop sagst, hast du die Möglichkeit dir was anderes zu überlegen.
Ein Tipp aus unserer Community für die Gleichstellungsbeauftragte, die diesen Artikel lesen: Wenn du was Neues einbringst, mach dir vorher ein Bullshit-Bingo. So bereitest du dich nicht nur auf mögliche Antworten vor, sondern hast vielleicht auch noch etwas Freude bei der Kritikwelle.
Quellen:
Essstörungen bei Männern und Frauen | BARMER
Diät-Erfahrung bei Jugendlichen | Statista
Ein Beitrag von Anja Dankworth, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Tornesch, und Eline Joosten, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Uetersen.