„Ich vertrete die Anliegen der Menschen mit Behinderung im Kreis Pinneberg“

Jahrelang leistete Axel Vogt ehrenamtliche Arbeit als Beauftragter für Menschen mit Behinderung im Kreis Pinneberg. Seit dem 01. April 2024 hat der Kreis nun eine hauptamtliche Beauftragte für Menschen mit Behinderung, die jetzt 30 Stunden pro Woche im Einsatz ist. Die Lotsinnen* haben mit der Stelleninhaberin Antje Hardekopf über ihr neues Amt gesprochen.

Herzlich Willkommen im neuen Amt, Frau Hardekopf! Ersteinmal wollen wir Sie kennenlernen: Haben Sie Lust, sich vorzustellen?

Seit 1. April bin ich hauptamtliche Beauftragte für Menschen mit Behinderung im Kreis Pinneberg. Ich bin 32 Jahre alt, wohne in Itzehoe und fülle die Stelle hauptamtlich mit 30 Wochenstunden. Nach meiner kaufmännischen Ausbildung und meinem Bachelor-Studium im Bereich International Tourism Management war ich zuletzt fünf Jahre im Stabsteam der Vorständin der Stiftung Mensch tätig. Das Ziel der Stiftung ist es, Menschen mit und ohne Behinderung sowohl Assistenz als auch Pflege für eine positive Lebensgestaltung zu bieten. Nebenberuflich habe ich außerdem eine Weiterbildung zur Systemischen Beraterin und Resilienztrainerin absolviert.

Was sind Ihre Aufgaben als Beauftragte für Menschen mit Behinderung?

Meine zentrale Aufgabe als Beauftragte für Menschen mit Behinderung besteht darin, Inklusion, Teilhabe, Selbstbestimmung und Gleichstellung der Menschen mit Behinderung im Kreis Pinneberg zu unterstützen und zu fördern. Dafür arbeite ich eng mit politischen Gremien, mit der Verwaltung und den Organisationen der Behindertenhilfe, Vereinen und Verbänden zusammen. Meine Arbeit ist den Inhalten der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet. Ich koordiniere und vertrete Anliegen und Anregungen der Menschen mit Behinderung und ihrer im Kreis Pinneberg tätigen Organisationen.

Sind Sie auch konkret für Bürgerinnen ansprechbar, und wenn ja wie?

Jede Bürgerin kann mich unter behindertenbeauftragte@kreis-pinneberg.de oder Tel. 04121-4502 5800 erreichen. Wie oben beschrieben bin ich jedoch für die Koordination von Anliegen und Anregungen von Menschen mit Behinderung zuständig. Für die Einzelberatung stelle ich den Kontakt zu Beratungsstellen oder Kolleg*innen in der Kreisverwaltung her. Einige Kommunen im Kreis Pinneberg haben auch eigene Beauftragte für Menschen mit Behinderung, an die sich Bürger*innen wenden können.

Im Kreis Pinneberg haben unter anderem Elmshorn, Rellingen, Uetersen, Wedel, Barmstedt und Schenefeld Beauftragte für Menschen mit Behinderung, die für Bürger*innen ansprechbar sind. Hier findest du weitere Beauftragte in Schleswig-Holstein in den anderen Kreisen und Städten. Im Hilfeportal des Kreises findest die weitere Angebote bei Förderbedarf und Behinderung.

Wo sehen Sie, vor allem für Frauen mit Behinderung, im Kreis Pinneberg die aktuellen Herausforderungen?

In der komplexen Welt, in der wir in dieser Zeit leben, sehe ich diverse Herausforderungen, auf die sich jede Frau einstellen muss. Ein Thema ist beispielsweise der schwierige Wohnungsmarkt und die enge Lage der verfügbaren Plätze in Wohnangeboten. Aber auch der weiterhin hohe Anteil an Frauen mit Behinderung, die von Gewalt betroffen sind und die knappen Ressourcen von Therapieplätzen und Hilfsangeboten. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, ob die Frauen im Kreis Pinneberg ihre Rechte und die Beratungsangebote vor Ort kennen und ob der Zugang frei von Barrieren ist.

Was haben Sie sich für die ersten Monate in ihrem neuen Amt und Job vorgenommen?

Zunächst einmal geht es für mich darum, die Menschen, Organisationen und Strukturen im Kreis kennenzulernen aber auch konkrete Bedarfe und Angebotsstrukturen zu verstehen, um einen Überblick über die verschiedenen Handlungsfelder zu bekommen.

Im Kreis Pinneberg gibt es Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Wie stehen Sie zu dem Konzept und diesen Einrichtungen?

In meiner persönlichen Haltung bedeutet Wunsch und Wille ein Wahlrecht. Jede Person sollte also grundsätzlich erst einmal wählen wie sie arbeiten möchte. Der erste Arbeitsmarkt sollte noch viel unterschiedlichere, inklusive Arbeitsplätze anbieten und in Bezug auf die Ressourcen die jemand mitbringt auch Arbeitsplätze individuell gestalten. Ich denke in diesem Aspekt könnte der Fachkräftemangel auch dienlich sein, um die Wirtschaft für inklusive Arbeitsplätze zu öffnen und damit mehr Chancengleichheit und Teilhabe im Bereich Arbeit zu fördern.

Dort gibt es auch Frauenbeauftragte, wie sieht Ihr Kontakt zu den Frauen aus?

Ja richtig, die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Pinneberg, Tinka Frahm, hat in der vergangenen Woche einen Workshop zum Thema Frauen mit Behinderung veranstaltet, an dem erste Vernetzungen der Frauenbeauftragten im Kreis Pinneberg stattgefunden haben. Ich freue mich, hier den Faden aufzunehmen und mich mit den Kolleginnen vor Ort auszutauschen.

Was sind die wichtigsten Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen mit Behinderung im Kreis?

Es gibt verschiedene, zum Beispiel die Ansprechstelle „einfach teilhaben“ beim Kreis Pinneberg oder die Fachstelle für ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) in Elmshorn. Auch die einzelnen Träger und ihre Netzwerkstrukturen sind Potenziale für Unterstützung. Gleichzeitig sind die Unterstützungswünsche jeder Frau ganz individuell und unterschiedlich, daher ist es schwierig, eine Wichtigkeit festzulegen. Von individuellen Freizeitangeboten bis inklusiven Sportangeboten über Selbsthilfegruppen bis Möglich-Macher*innen gibt es tolle Angebote im Kreis Pinneberg und ich hoffe, dass diese wertvollen Angebote fortbestehen, weiterentwickelt werden und weitere neue Angebote entstehen werden.

Vielen Dank für das Gespräch Frau Hardekopf!

Ein Beitrag von Nina Timmermann, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Rellingen.