Frauenleben in Ost und West

In diesem Jahr feiern wir 35 Jahre Wiedervereinigung eines Landes, das zuvor mehr als 40 Jahre lang geteilt war. Es herrschten unterschiedliche politische Systeme, Gesetze und Normvorstellungen, auch in Bezug auf die Geschlechterrollen. Anlässlich des Jubiläums zeigen die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis die Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ sowie den Film „Die Unbeugsamen 2“, die die Lebensrealitäten von Frauen in beiden deutschen Staaten beleuchten.

Die Grenzen prägen auch nachträglich noch, wenn man einmal nach ihnen gelebt hat. Ein Beispiel für diese Nachwirkungen finden wir in den Ergebnissen der Bundestagswahl 2025. Die Bundesrepublik scheint politisch gespaltener denn je. Schaut man sich auch die Lebensumstände von Frauen im Ost-West-Vergleich an, so ergeben sich auch hier noch Unterschiede: Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern ist im Osten viel geringer (5 Prozent statt 17 Prozent im Westen), Frauen sind häufiger in Vollzeit erwerbstätig und Kinder sind häufiger außerhäuslich in Schule und Hort betreut.

In Ost und West herrschten lange andere Frauen-Ideale: Im Westen das der Hausfrau und Mutter, im Osten das der Arbeiterin, die ihren Dienst am Sozialismus tut. Daraus sind auch stereotype Vorstellungen und negative Zuschreibungen über Frauen entstanden – hier das Heimchen am Herd, dort die emanzipierte aber etwas zu pragmatische Arbeiterfrau. Diesen Stereotypen widmet sich die beeindruckende Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur initiiert wurde. Auf 20 Plakaten werden die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen in der Bundesrepublik und der DDR der 1970er und 1980er Jahre dargestellt. 

Die Ausstellung zeigt auch die vielfältigen Wege, wie Frauen in beiden Teilen Deutschlands aktiv wurden. Sie erzählt die Geschichten von Frauen, die sich für Gleichberechtigung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit einsetzten. Damit will die Ausstellung nicht nur zu einem besseren Verständnis zwischen Ost und West beitragen, sondern bietet auch viel Inspiration für die heutige Generation.

Ausstellungstermine im Kreis Pinneberg:
Gemeinde Rellingen: Mittwoch 14. Mai bis Sonntag 15. Juni, Galerie Rathaus Rellingen
Uetersen: Mitte September bis Ende Oktober, Rathaus Uetersen
Elmshorn: Anfang November bis Mitte Dezember, Kreisverwaltung Pinneberg

Neben der Ausstellung wurde im März im Kreis Pinneberg auch der Film „Die Unbeugsamen II“ gezeigt (siehe März-Macht-Mut-2025). Er portraitiert 15 selbstbewusste Frauen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen der DDR. Im „Arbeiter- und Bauernstaat“ wurde die Gleichberechtigung zwar anders als im Westen staatlich verordnet, es herrschte aber trotzdem ein patriarchales System. Frauen waren auch hier benachteiligt. So waren sie neben der Vollzeiterwerbsarbeit abends noch für den Haushalt zuständig und auch der Anteil von Frauen in Führungspositionen war gering. Der Film beleuchtet die beeindruckenden Lebensleistungen der Frauen im Kampf und Chancengleichheit und Freiheit unter der SED-Diktatur.

Film und Ausstellung ergänzen sich sehr gut und regen zu weiteren Diskussionen an: Was können wir heute noch voneinander lernen? Wieso sind wir und die Verhältnisse so geworden, wie sie sind? Und: wie können Ost und West gut miteinander, statt übereinander sprechen?

Bücher zum Thema (Auswahl):

Franziska Hauser, Maren Wurster: Ost*West*frau*. Frankfurter Verlagsanstalt, 2025.

Annett Gröschner, Peggy Mädler, Wenke Seemann: Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat. Hanser Literaturverlag, 2024.

Carolin Würfel: Drei Frauen träumten vom Sozialismus. Hanser Literaturverlag, 2022.

Maxie Wander: Guten Morgen, du Schöne. Suhrkamp Insel, 2007.

Ein Beitrag von Nina Timmermann, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Rellingen